25.01.2024
EU-Kartellbehörde wirft Lachszüchtern Preisabsprachen vor
Die Europäische Kommission hat sechs führende norwegische Lachsproduzenten darüber informiert, dass die Behörden davon ausgehen, dass diese gegen EU-Wettbewerbsrecht verstoßen haben, meldet das Portal IntraFish. Die Züchter Cermaq, Grieg Seafood, Bremnes, Lerøy, Mowi und SalMar sollen kooperiert haben, um den Wettbewerb im Spotmarkt für gefarmten Atlantischen Lachs aus Norwegen auszuhebeln. Fünf der Lachsproduzenten wiesen die erhobenen Vorwürfe explizit zurück. Mowi teilte mit, es hätten keine Verstöße gegen Wettbewerbsrecht stattgefunden, und Grieg kündigte an, sämtliche Rechte für seine Verteidigung in Anspruch zu nehmen. Auch Cermaq, Tochterunternehmen der Mitsubishi-Gruppe, widersprach den Behördenerkenntnissen und kündigte an, die Vorwürfe gründlich und en detail zu prüfen.
Die Vorwürfe der EU-Kommission beziehen sich auf Vorgänge aus den Jahren 2011 bis 2019. Damals sollen die genannten Produzenten wirtschaftlich sensible Informationen über Verkaufspreise, verfügbare Volumina, Verkaufs- und Produktionsmengen sowie Kapazitäten und weitere für die Preisbildung relevante Faktoren ausgetauscht haben. Die angedrohte Höchststrafe für die vermeintlichen Verstöße belaufe sich auf 10 Prozent des weltweiten Gesamtumsatzes der in Rede stehenden Unternehmen, meint der Seafood-Analyst Philip Scrase von Carnegie. Er gehe jedoch davon aus, dass bis zu einer endgültigen Entscheidung gut ein Jahr vergehen werde.
Die Vorwürfe betreffen Verkäufe von frischem, ganzem und ausgenommenem Atlantischen Zuchtlachs aus Norwegen und damit fast 80 Prozent sämtlichen aus dem Land exportierten Atlantischen Zuchtlachses. Nicht betroffen seien TK-Lachs und verarbeitete Lachserzeugnisse wie Filets, Loins oder Räucherlachs. Bereits im Februar 2019 hatte die EU-Wettbewerbsbehörde in diesem Zusammenhang die Büroräume mehrerer Lachsproduzenten in Schottland durchsucht. Damals hätten Käufer den geäußerten Verdacht auf Preisabsprachen als "nicht überraschend" bewertet. Schottland stand im Fokus der Ermittler, weil Norwegen kein Mitgliedsland der EU ist. Die durch einen Brief an die EU-Kommission ausgelösten Ermittlungen zogen sich anschließend viereinhalb Jahre hin. In dieser Zeit wurden ähnliche Vorwürfe in den USA erhoben, die schließlich mit Geldzahlungen in Höhe von umgerechnet 80 Mio. Euro beigelegt wurden – obgleich die Lachszüchter die Anschuldigungen weiterhin zurückwiesen. Nach der jüngsten Meldung der EU-Kommission gingen die Kurse der in Rede stehenden Unternehmen an der Osloer Börse zwischen 5,2 % (Mowi) und 2,4 % (SalMar) zurück.
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