08.08.2022
Neue IUCN Rote Liste: Stör "am stärksten vom Aussterben bedroht"
Bis vor kurzem gab es noch 27 Störarten, nun sind es nur noch 26. Denn der Chinesische Löffelstör (Psephurus gladius) gilt seit der letzten Bewertung der Internationalen Naturschutzunion (IUCN) vom Juli dieses Jahres als ausgestorben, teilt die IUCN mit. Die Organisation ist die globale Instanz für die Bewertung des Zustands der Natur und die zu ihrem Schutz erforderlichen Maßnahmen. "Seit der letzten Bewertung in 2010 hat sich die Situation allgemein verschlechtert", konstatiert die IUCN. Der Jangtse-Stör oder Dabry-Stör (Acipenser dabryanus), der im Jangtse-Fluss in China beheimatet ist, wurde von "vom Aussterben bedroht" auf "in freier Wildbahn ausgestorben" hochgestuft, da die Tiere zwar noch in ihrem ursprünglichen Lebensraum vorkommen, aber nur noch aus Besatzprogrammen stammen und in den letzten 20 Jahren keine natürliche Vermehrung mehr beobachtet wurde. Auch in Europa sei die Situation dramatisch. Alle acht vorkommenden Arten sind als "gefährdet" oder "vom Aussterben bedroht" eingestuft. Der Glattdick (Acipenser nudiventris), früher im Schwarzmeer-Einzugsgebiet weit verbreitet, kommt heute nur noch in einer kleinen Restpopulation in Georgien vor und wurde in der Donau für ausgestorben erklärt.
Aber es gibt auch kleine Zeichen der Hoffnung. Die in Deutschland früher heimischen Europäischen Störe (Acipenser sturio) und Baltischen Störe (Acipenser oxyrinchus) breiten sich in ihren Einzugsgebieten wieder aus. Allerdings fehlen noch Nachweise der Eigenreproduktion, damit sich ihr Status nach den IUCN-Kriterien verbessern kann. Aktuell stammen alle Tiere in Elbe und Oder aus Besatzmaßnahmen. "Das sollte sich aber schon in den kommenden Jahren ändern, wenn, wie in der Elbe schon geschehen, die ersten geschlechtsreifen Rückkehrer aufkommen und sich ohne menschliche Hilfe vermehren", urteilt die IUCN. In diesem Sommer sind jedoch einige Exemplare des Europäischen Störs in der Elbe wegen Sauerstoffmangel verendet. "Das waren die ersten Rückkehrer aus unserem Wiederansiedlungsprojekt, über 1,5 Meter groß und über 10 Jahre alt. Die hätten die erste Generation von Wildfischen seit 1964 hervorbringen sollen", bedauert Dr. Jörn Gessner. Der Mitarbeiter des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) war federführend in die Erstellung der IUCN Roten Liste eingebunden. Er koordiniert außerdem die Wiederansiedlung des Europäischen Störs und des Atlantischen Störs, die früher in Deutschland heimisch waren.
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