Edeka Minden-Hannover - Beste Mitarbeiterschulung 2019
Edeka Minden-Hannover, Minden
Das rollende Klassenzimmer
Das Geschäftsgebiet der Edeka Minden-Hannover umfasst mit Niedersachsen auch ein Bundesland mit langer Nordseeküste. Vielleicht ist sie daher unter den sieben Regionalgesellschaften der Edeka traditionell diejenige, die dem Warensegment Fisch am meisten Beachtung schenkt. Für die Mitarbeiterschulung der Markt-Teams in dem großen Absatzgebiet setzt der genossenschaftlich organisierte Unternehmensverbund jetzt auch auf ein mobiles Schulungszentrum.
Jeder Konsument in Deutschland weiß, dass die Handelsgruppe Edeka ein spezielles Verhältnis zu den kulinarischen Dingen des täglichen Bedarfs hat. „Wir lieben Lebensmittel“, lautet das Bekenntnis, das die Gruppe seit Jahren als Claim in ihrer Werbung einsetzt. Im Mittelpunkt der Reklame stehen dabei die pflege- und personalaufwändigen Bediensortimente im Frischebereich: Käse, Backwaren, Fleisch und Wurst, Obst und Gemüse und natürlich auch Fisch und Feinkost. Um dieses Liebesversprechen mit Leben zu erfüllen, bedarf es Sachkenntnis. Dafür unterhält die Edeka Minden-Hannover, die, gemessen an Anzahl der Händler, Umsatz und regionaler Ausdehnung größte der sieben Regionalgesellschaften, eigene Schulungsstätten in Wernigerode am Harz sowie am Standort der Zentrale in Minden. Jedes Jahr werden dort Hunderte von Mitarbeitern fit für die sachverständige Pflege der Sortimente und den freundlichen Umgang mit den Kunden gemacht.
Auch die richtige Präsentation von Räucherfisch wird in Theorie und Praxis erklärt.
„Das Schulungszentrum ist ein wichtiges Element unserer Rolle als führender Lebensmittelhändler“, erklärt Sven Mutschler, der als Vertriebskoordinator für die Gesamtheit der Bedientheken der Edeka Minden-Hannover verantwortlich zeichnet. Eine Herausforderung der Regionalgesellschaft sei jedoch die Größe des Absatzgebietes, das sich im Norden Deutschlands quer von der niederländischen bis an die polnische Grenze erstreckt. Auch wenn der Harz halbwegs zentral in diesem Geschäftsgebiet liegt, ist eine Anreise für Mitarbeiter von Edeka-Märkten außerhalb der Region bis zum Schulungszen-trum sehr weit. „Mit An- und Abreise sowie beispielsweise einer eintägigen Schulung ist für eine Teilzeitkraft schnell schon die Wochenarbeitszeit erreicht“, schildert Sven Mutschler das Problem.
Schulungen in die Region bringen
Dieses grundsätzliche Problem wurde verschärft, als 2017 die Neustrukturierung der Backwarenabteilungen organisiert wurde. 800 Abteilungen mit mehr als 3000 Mitarbeitern mussten mit den neuen Abläufen vertraut gemacht werden – eine Größenordnung, die mit einem stationären Schulungszentrum nicht zu leisten war. Also suchte sich die Edeka Minden-Hannover die Hilfe eines kompetenten Dienstleisters, um die Seminare direkt in die Region zu bringen. Als Kooperationspartner wurde das Unternehmen Rainbow Promotion gewählt, das auf Show- und Promotion-Trucks spezialisiert ist. Die bekanntesten Fahrzeuge des Unternehmens aus Bielefeld sind vermutlich die Cola-Trucks, die zur Weihnachtszeit durchs Land rollen. Gemeinsam wurde das Konzept für einen Edeka-Schulungstruck für Backwaren entwickelt und umgesetzt. Der Truck rollte monatelang durch das Absatzgebiet der Regionalgesellschaft und stand jeden Tag an einem anderen Ort. Alle Kaufleute aus dem jeweiligen Umkreis konnten ihre Mitarbeiter der Backwarenbedientheken in dem mobilen Schulungszentrum fortbilden lassen, ohne lange auf das Personal verzichten zu müssen.
„Jahr der Bedientheke“
Die Edeka Minden-Hannover zog eine überaus positive Bilanz der Aktion und rief daraufhin 2018 das „Jahr der Bedientheke“ aus. „Wir verfolgen ganz konsequent den Ansatz, Warenpräsentation und Mitarbeiterqualifikation kontinuierlich zu verbessern, um uns gegenüber dem Wettbewerb abzugrenzen“, unterstreicht Sven Mutschler, der das Gesamtkonzept des mobilen Schulungszentrums federführend mitentwickelt hat. Der Truck wurde konzeptionell auf die Schulung von Mitarbeitern aus der Fisch-, Fleisch- und Käseabteilung umgestaltet und rollt seither in dieser Funktion durch das Absatzgebiet.
Geparkt wird der auffällige Sattelauflieger, der auf einer Seite ausgezogen wird und auf der anderen Seite aufgeklappt und mit einer Art Wintergarten aus Glas ausgestattet ist, in der Regel neben dem Eingang zum jeweiligen Markt. Er ist von außen einsehbar, sodass die Kunden beobachten können, was im Inneren vor sich geht. „Wir haben regelmäßig Nachfragen von interessierten Kunden, die positiv darauf reagieren, dass die Mitarbeiter von „ihrem“ Markt geschult werden“, erklärt Patrick Schälte. Er ist inhaltlich und praktisch für die Fischseminare im Truck verantwortlich. Schälte ist für diese Aufgabe nachgewiesen qualifiziert, denn er betreibt mit seiner Familie in Solingen erfolgreich mehrere Fischfachgeschäfte und ein Fischrestaurant. Außerdem ist er IHK-zertifizierter Fischsommelier und in der Funktion als Bundesvorsitzender auch in der Verbandsarbeit des Fischfachhandels in führender Position engagiert.
Schulung aus einer Hand
Ein Grund, warum die Edeka Minden-Hannover nicht die eigenen Fachberater für die Seminare einsetzt, ist der Umstand, dass man das knappe Dutzend Fischexperten nicht von ihrer täglichen Arbeit in den Häusern ihres Einsatzgebietes abziehen will und sie außerdem angehalten hat, den Schulungstruck ebenfalls zu besuchen. „Es ist uns wichtig, dass die Fachseminare in einer Hand liegen und eine einheitliche Wissensvermittlung über alle Edeka-Märkte stattfindet“, sagt Sebastian Hause, der als Spartenleiter Fisch für die Koordination und Organisation der Fischschulungen verantwortlich ist. Um diese Einheitlichkeit zu erreichen haben Hause und Schälte eine inhaltliche Basis erarbeitet, die die speziellen Vorgaben der Edeka Minden-Hannover berücksichtigt.
Übersichtlich, inspirierend und abwechslungsreich
„Geschult werden die Richtlinien in Bezug auf Präsentation, Hygiene und Warenpflege sowie viele Tipps und Tricks darüber hinaus, die man jedoch kaum in feste Regeln fassen kann“, erklärt Patrick Schälte seine Vorgehensweise für die 4-stündigen Kurse, von denen in der Regel zwei pro Tag angeboten werden. Im Mittelpunkt steht dabei die Warenpräsentation im Eisbett, die gemeinsam geübt, analysiert und verbessert wird, damit sie optisch ansprechend, übersichtlich, inspirierend und abwechslungsreich ist. Die Grundsätze der Wärenpräsentation von Frischfisch, Räucherfisch sowie Salaten und Marinaden werden wiederholt, wobei Stichwörter wie Legetechniken der einzelnen Sortimente, das Füllen kleiner und großer Theken sowie die Blockbildung zur Sprache kommen. Alle Inhalte werden gemeinsam mit den Teilnehmern an der Ware erarbeitet. Die Fachkräfte bekommen vermittelt, wie man mit wenig Ware eine ansprechende Optik erzielt, wie Schnelldreher und Spezialitäten präsentiert werden und vor allem wie die Theke nach Abverkäufen optisch ansprechend gestaltet werden kann, ohne dass Ware nachgefüllt werden muss.
Theke aus Sicht der Kunden bauen
Ein klassischer Fehler bei der Gestaltung der Auslage sei, dass die Mitarbeiter die Theke nicht aus Sicht des Kunden aufbauen, sondern aus ihrer persönlichen Perspektive hinter der Theke. „Der Weg vor die Theke ist unverzichtbar, denn die Auslage muss für die Käufer attraktiv aussehen, nicht für den Verkäufer“, unterstreicht Schälte. Ein anderer Klassiker unter den Versäumnissen sei die mangelnde Waren- und Eispflege über den Tag. „Die Mitarbeiter bauen morgens ein ganz tolles Thekenbild auf, verkaufen aber nach drei Stunden aus einem ‚Schlachtfeld’, weil Leerzeiten ohne Kundenkontakt nicht für die Neuordnung und Pflege der Auslage genutzt werden.“
Kochevents zur Kundenbindung
Schulungsthemen sind Warenpräsentation, Legetechniken, Hilfsmittel bei der Präsentation, gesetzliche Anforderungen und verkaufsfördernde Maßnahmen.
Der Truck ist bestückt mit einer Verkaufstheke von 2,50 Meter Breite, einer Kochstation mit Bratplatte und Induktionsfeld sowie einem Kombidämpfer. Alles Elemente, die in der Regel auch in den Fischabteilungen zu finden sind – und die auch für Kochevents eingesetzt werden können. Denn das ist die zweite Funktion des Fahrzeugs, das von Montag bis Mittwoch der Fortbildung dient und von Donnerstag bis Samstag zur Kundenbindung eingesetzt werden kann. Ausgestattet mit einer Dachterrasse verwandelt sich das Fahrzeug in der Sommerzeit in eine besondere Event-Location für Grillkurse.
Mitarbeiter finden, halten, motivieren
Das mobile Schulungszentrum ist für Sebastian Hause zu einem der wichtigsten Faktoren in Bezug auf die Personalpolitik geworden. Mitarbeiter zu finden, zu halten und zu motivieren ist ein Steckenpferd des für die Fischabteilungen verantwortlichen Spartenleiters. „Es gibt für den Handel nichts Wichtigeres als den Menschen. Er entscheidet über den Erfolg“, ist er sicher. Daher gelte es Fachkräfte zu binden, wozu nicht alleine ein auskömmliches und angemessenes Gehalt nötig ist, sondern auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Aufstiegsmöglichkeiten durch Aus- und Fortbildungsangebote seitens des Arbeitsgebers. „Wenn wir jemanden finden, der Lust auf Fisch hat, dann müssen wir ihm auch das nötige Rüstzeug mitgeben“, bringt Sebastian Hause seine Überzeugung auf den Punkt. Die Mitarbeiter-Entwicklung sei das wichtigste Kriterium für den Erfolg an der Fischbedientheke mit ihrem im Vergleich zu anderen Warensegmenten in der Regel hochpreisigen Angebot. „Wer an der Fischtheke kauft erwartet kompetente Beratung. Er erwartet ein Einkaufserlebnis mit einem guten Gefühl“, so Hause. Und wer könne das besser vermitteln als jemand, der sein Produkt durch Sachkenntnis liebt. nik
Beste Mitarbeiterschulung des Jahres 2019