Fisch Jakob - Bestes Fisch-Event 2019
Fisch Jakob, Mühlhausen
Ein Fest für den Aischgründer Karpfen
Das Hoffest der Familie Jakob im fränkischen Mühlhausen hat sich binnen 23 Jahren zu einem der größten Karpfen-Feste entwickelt. Zuletzt wurden an drei Tagen im September 2018 rund 3.500 Gästen gut 2.000 kg Karpfen serviert. Ein buntes musikalisches und informationelles Rahmenprogramm macht aus dem Fest mehr als ein kulinarisches Event. Die Werbewirkung ist nicht zu unterschätzen.
Der Aischgrund trägt auch den Namen „Karpfenland“. Die Region entlang der Aisch, zwischen den Städten Nürnberg und Würzburg gelegen, ist geprägt von über 7.000 Weihern, die den Aischgrund zur größten zusammenhängenden Weiherlandschaft Europas machen. Mehr als ein Fünftel der bayerischen Teichwirte – 1.200 von insgesamt 5.500 – leben und arbeiten im Aischgrund. Aufgrund der durchschnittlichen Betriebsgröße von nur 3,5 Hektar erfolgt die Bewirtschaftung mehrheitlich im bäuerlichen Nebenerwerb. Eine Ausnahme bildet die Familie von Marianne und Walter Jakob, deren Teiche sich über 70 Hektar erstrecken.
40 Zentner Karpfen an drei Tagen
Nicht weniger als 9 von 17 Gerichten auf der Speisekarte sind Karpfen-Spezialitäten: da gibt es als traditionelle fränkische Zubereitungsart den halben gebackenen Karpfen, das grätenfreie Karpfenfilet in feiner Kruste oder das Karpfenfilet in Zwiebel-Senfrahm-Soße mit Salzkartoffeln und Salat.
Wer mit Blick auf die mehr als tausend Teichwirte im Aischgrund größere Festveranstaltungen erwartet, die den Karpfen zum Thema machen, mag staunen: es gibt sie quasi nicht. Die Vermarktung des Karpfens erfolgt ganz überwiegend über jene fast 200 Karpfen-Gaststätten im Aischgrund, die während der „Karpfensaison“ in den acht Monaten mit dem Buchstaben „r“ den Fisch auf der Karte führen. „Die Gastwirte machen mal eine Fischwoche oder ein Fischwochenende, aber das spielt keine große Rolle“, sagt Marianne Jakob. Eine wirkliche Ausnahme ist damit das Hoffest, das Fisch Jakob seit fast einem halben Jahrhundert veranstaltet. Einmal jährlich zum Kirchweihwochenende am ersten Wochenende im September organisieren die Jakobs ein Karpfenfest, dessen inzwischen erreichte Dimension mit Blick auf den kleinen Familienbetrieb Achtung abnötigt. „Das letzte Jahr haben wir an diesem Wochenende über 40 Zentner Karpfen – also 2.000 Kilo – gebraucht und etwa 3.000 Portionen Karpfen an rund 3.500 Gäste ausgegeben“, memoriert Walter Jakob einige Eckdaten des Hoffestes. Weitere 20 Zentner Karpfen hat Fisch Jakob an diesen drei Tagen an die örtlichen Gaststätten geliefert. Zur Erinnerung: das mittelfränkische Mühlhausen ist eine Ortschaft von 1.700 Einwohnern.
Eine logistische Herausforderung
Für Fisch Jakob ist das Hoffest eine logistische Herausforderung. „Denn wir sind ja kein Gastronomiebetrieb. Alles wird aufgebaut und herbeigeschafft, vom Mehrweggeschirr über die Stromversorgung bis zum Toilettenwagen“, sagt der Fischwirt. Ein Festzelt und bestuhlte Scheunen bieten gleichzeitig 600 Gästen Platz. Angesichts der nahezu sechsfachen Besucherzahl über das Wochenende nehmen viele Besucher die Möglichkeit wahr, im voraus Plätze zu reservieren. Die Eröffnung mit einem Bieranstich am Samstagabend übernehmen prominente Gäste wie der CSU-Bundestagsabgeordnete für Erlangen, Stefan Müller, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, oder die Landtagskandidaten des Wahljahres 2018.
17 Gerichte auf der Speisekarte
Die Hauptgerichte des Festes drehen sich selbstverständlich um den Karpfen. Nicht weniger als 9 von 17 Gerichten auf der Speisekarte sind Karpfen-Spezialitäten: da gibt es als traditionelle fränkische Zubereitungart den halben gebackenen Karpfen mit einem Salatteller, das grätenfreie, in Weizenbier marinierte Karpfenfilet in feiner Kruste oder alternativ das Karpfenfilet in Zwiebel-Senfrahm-Soße mit Salzkartoffeln und Salat. Quasi mundgerecht geschnitten sind die frittierten Karpfen-Schnetzel und für den mutigen Gourmet gibt es – „solange der Vorrat reicht“ – eine Portion Innereien ebenfalls mit Salat. Beliebt sind auch die Karpfenchips. Eine Neuheit des Jahres 2018 war der mit frischen Salaten belegte und mit Kartoffelspalten servierte Karpfenburger. Strenggenommen nur dem Namen nach ein Karpfen ist der Graskarpfen, bekannt auch als Grasfisch oder Amur-Karpfen, dessen grätenfreies Filet die Jakobs in einer Zitronen-Schnittlauch-Panade mit einem süß-scharfen Dip servierten. Auf die Freunde der kalten Karpfen-Küche warteten ein hausgemachter „Bunter Karpfensalat“ oder ein Karpfenpastetebrot mit Schnittlauch.
Alternativen zum Karpfen
Wem auf dem Hoffest nicht nach Karpfen war, konnte auf mehrere andere Gerichte ausweichen, zubereitet meistenteils aus Süßwasserfischen der jakobschen Zucht: gegrillte Filets vom Bachsaibling auf mediterranem Pfannengemüse mit Baguette, Saiblinge heiß aus dem Räucherofen mit Sahnemeerrettich und Brot oder geräuchertes Forellenfilet mit Sahnemeerrettich alias „Forellenkrusti“. Und schließlich gab es auch Klassiker der Fisch-Gastronomie: zwei Garnelen-Spieße vom Grill, Fischnuggets aus Seelachsfilet mit Remoulade und Baguette oder Matjes mit Folienkartoffeln und Kräuterquarkcreme. Eine vielseitige Spezialität ist der Räucherfisch-Teller mit sieben Variationen, darunter Karpfensäckchen und Karpfenpastete, Aal, Forelle, Bachsaibling, außerdem ein bisschen Makrele und Lachs.
„Wir wollen auch eine Botschaft rüberbringen“
Wem nicht nach Karpfen war, konnte auf mehrere andere Gerichte ausweichen, zubereitet meistenteils auch aus Süßwasserfischen der jakobschen Zucht: Sohn Lukas grillt Forellen.
Das Kulinarische des Festes ergänzen die Jakobs regelmäßig um wechselnde Informationsschwerpunkte. „Wichtig: wenn da schon einmal über drei Tage 3.000 Leute kommen, wollen wir immer auch eine Botschaft rüberbringen“, betont Walter Jakob. „In einem Jahr haben wir in der Scheune einen Bachlauf aufgebaut mit ausgestopften Tieren, um das Thema „Fischerei & Jagd sind starke Partner“ anzusprechen: Wo sind die Probleme der Fischerei, wo die Probleme der Jagd?“ Das, da ist sich Walter Jakob sicher, bleibe bei den Menschen besser haften „als wenn ich nur immer irgendwo jammere“. Jedes Jahr vertreten ist die Fachberatung des Bezirkes Mittelfranken mit einem mobilen Schauaquarium und informativen Angeboten für Kinder. In einem Jahr wurde die Herstellung von Karpfenchips vorgeführt, in einem anderen wurden Süßwasserfischarten vorgestellt und in wieder einem anderen Jahr lud die Familie zum Thema „Fisch & Wein“ ein. An den Abenden wird Live-Musik gespielt. Prominentester Musiker ist Dr. Martin Oberle, Leiter der Außenstelle für Karpfenteichwirtschaft in Höchstadt an der Aisch. Als Mitglied der Jazzband „Gonzos Dixi-Combo“ lässt er es sich nicht nehmen, das Karpfenlied zu singen und dabei die Gäste mit einzubeziehen.
Möglich ist das Fest nur dank der Mithilfe von inzwischen mehr als 30 Helfern, darunter auch die volljährigen drei Söhne der Jakobs. Simon, der Älteste, verstärkt seit seiner Prüfung zum Fischwirt im Sommer 2018 den wachsenden Betrieb - beim Hoffest verantwortet er die gesamte Technik. Sein Bruder Lukas, gelernter Maschinenbauingenieur, macht bei dem Event den Sommelier, ist für Getränke zuständig, und der Jüngste im Team, Michael, gehört zum Küchenteam des Wochenendes. „Wir haben schon oft überlegt: ‚Machen wir es nochmal‘“, sagt Marianne Jakob angesichts des erheblichen Kraftaufwands, den die Veranstaltung bedeutet, zumal der direkte finanzielle Ertrag überschaubar sei, „aber unser eigentlicher Antrieb ist der Werbefaktor, dessen Wirkung nicht zu messen ist.“ Denn die 3.500 Gäste kommen bei weitem nicht nur aus Mühlhausen, sondern aus dem weiten Umfeld. So wirbt das Hoffest auch für das Fischgeschäft „Fisch Jakob“, mit dessen Eröffnung im Jahre 1995 die Tradition des Festes begann. Dort bietet die Familie neben Karpfenprodukten und weiteren Süßwasserfischen auch Seefisch, Feinkostsalate und weitere Räucherwaren an. Insofern, sagen die Jakobs, ist ihre Haltung jedes Jahr nach dem Hoffest dieselbe: „Wenn einige Zeit verstrichen ist, wollen wir es wieder nicht missen.“ bm
Bestes Fisch-Event des Jahres 2019