Iben Mikro Stop GmbH - Ehrenpreis für das Lebenswerk 2018
Dipl.-Ing. Hans-Jürgen Iben
Vom Ein-Mann-Betrieb zum führenden Labor für Fischprodukte
Das Labor Iben gilt als das führende private Labor, wenn es um Dienstleistungen
rund um Fisch und Meeresfrüchte geht. Lebensmittel- und Hygienekontrolle,
Laboruntersuchungen von Lebensmitteln und Schulungen führen die 70 Mitarbeiter
für Kunden in Produktion und Handel durch. Dipl.-Ing. Hans-Jürgen Iben hat
das technische Labor in 36 Jahren von Null zu dem aufgebaut, was es heute ist: eine Marke.
Ab dem Jahr 2000 kümmerte sich Dipl.-Ing. Hans-Jürgen Iben nur noch um die Kundenakquise, während der Lebensmittelchemiker Dr. Erwin Schuirmann (links) als Laborleiter und – seit 2011– als Geschäftsführer das Tagesgeschäft organisiert.
Beim Besuch von Hans-Jürgen Iben kann einem Peter Fox‘ Lied in den Sinn kommen: „Und am Ende der Straße steht ein Haus am See.“ Direkt am Ufer des Bederkesaer Sees, in einem „Penthouse“ im obersten Stock der eigenen Ferienwohnungsanlage haben die Ibens ihren Ruhestandswohnsitz. Mancheiner der Preisträger des „Ehrenpreises für das Lebenswerk“ mokierte sich in der Vergangenheit, die Ehrung noch vor Eintritt in den Ruhestand erhalten zu haben. Anders der Bremerhavener Labor-Gründer: „Ich habe meine Arbeit gemacht, ich habe jetzt meine Ferienwohnungen, ich habe mein Golfspiel und einige andere Projekte, die ich mache, und dann ist auch gut.“
Verkauf an Labordienstleister
Im Januar 2017 hatte Hans-Jürgen Iben das von ihm gegründete Technologische Beratungs- und Entwicklungslabor Iben GmbH an die Ariana Holding mit Sitz in Burglengenfeld (Oberpfalz) verkauft. Die Holding erbringt über mehrere Tochterunternehmen in Deutschland und Österreich Labordienstleistungen insbesondere im Lebensmittelbereich. Hier liegt auch der Schwerpunkt des Labors, das der Diplom-Ingenieur Iben im Jahre 1980 offiziell gründete. Neben der technologischen und analytischen Beratung für die Lebensmittelindustrie beschäftigt sich das am Bremerhavener Lunedeich gelegene Labor auch mit Umweltanalytik für Immissionsschutz (Wasser, Boden, Luft), bietet technologische Beratung im Bereich des Umweltschutzes und führt Forschungs- und Entwicklungsprojekte durch sowie Produktentwicklung und Produktionsberatung. Darüberhinaus handelt das Labor Iben mit Chemikalien und Zusatzstoffen sowie Biotechnologie und Umweltschutztechnik.
Von Anfang an Schwerpunkt Fisch
Doch bei aller Diversifikation wurzelt Iben tief in der Fischwirtschaft. „Wir haben von Anfang an Lebensmittel und Umwelt gemacht mit Schwerpunkt Fisch, zumal ich einige Jahre mit Fisch zu tun hatte, mich dort gut auskannte, mich weiterentwickelt habe und andere das nie als Arbeitsfeld hatten“, erinnert sich Hans-Jürgen Iben (65) und betont: „Auf Fisch hatte sich keiner fokussiert.“ Noch während seines Studiums hatte der diplomierte Lebensmitteltechnologe einen Vertrag mit der Cuxhavener Fischfabrik Werber & Schütt, die ihn 1978 zunächst als Laborleiter, später als Labor- und Produktionsleiter einer Sparte einstellte. Dann kaufte er mit dem Verkaufsleiter und einem weiteren Kollegen einen fischverarbeitenden Betrieb in Bremerhaven. „Ich hatte mir von meiner Mutter eine Bürgschaft über 50.000,- DM geben lassen“, erinnert sich Hans-Jürgen Iben, „doch dann wurde es mir ein bisschen ungeheuer, wie die beiden anderen, ausgebildete Kaufleute, die Gelder ausgaben.“ Er holte sich die Bürgschaft wieder und schied aus. Von da an war der junge Familienvater wirklich selbstständig.
Fischfachhändler
und Feinkost-Produzent
„Ich hatte parallel schon für Firmen im Fischereihafen Beratung gemacht. So hatte ich einen Job, den ich zumindest halbtags weitermachen konnte.“ Als am Debstedter Weg in Bremerhaven ein Fischfachgeschäft zum Verkauf stand, nutzte er die Chance. Mit seiner Frau und einer Angestellten betrieb er den Laden. Als ein weiteres Fischgeschäft in der Bremerhavener Innenstadt zu kaufen war, nahm Iben auch dieses. „In den Zeiten, in denen es in diesen Einzelhandelsgeschäften nichts zu tun gab, kam der Technologe in mir zum Tragen.“ Die Familie produzierte Kartoffel- und Heringssalate sowie Marinaden in größeren Mengen und bot sie dem Fleischereinkauf und Fleischereifachgeschäften an. „Da war ich Produzent.“ Parallel entwickelte sich, was später einmal die Firma Iben Mikro Stop wurde. „Die Salate, insbesondere den Kartoffelsalat, kann man auch ohne Konservierung, nämlich mit einer Fruchtsäure, haltbar machen: das war sehr beliebt und schmeckte auch gut, da nicht soviel Essig enthalten war.“ Diese Fruchtsäuremischung bot er der Industrie an und verkaufte sie – und zwar tonnenweise. „Dann habe ich die Fischfachgeschäfte und die Feinkostproduktion verkauft, weil ich meinen Kunden für die Fruchtsäure Wettbewerb gemacht hätte.“
Ein neues Laborgebäude am Lunedeich
Von da an konzentrierte sich Hans-Jürgen Iben auf die Lebensmittelzusatzstoffe sowie auf Beratung und Labor. Die Räume des Gebäudes An der Packhalle IX Abt. 10 – dort sitzt heute die Internationale Fischhandels-Company (IFICO) – wurden 1984 zum Labor umgebaut mit Produktionsstätten im Erdgeschoss. Das Labor florierte, obgleich das Land Bremen ihm mit der Gründung des Instituts für Fischqualität Ende 1987 einen Knüppel zwischen die Beine warf, erinnert sich Iben: „Das Institut verpflichtete alle Bremerhavener Firmen, bei ihnen untersuchen zu lassen. Und da es staatlich subventioniert war, konnte es andere Preise machen.“
Der Umzug des Labors in einen Neubau am Lunedeich 157 war zukunftsweisend. Die Zahl der Mitarbeiter stieg von 17 im Jahr 2000 auf 75 im Jahr 2018. Das Foto zeigt gut die Hälfte der Beschäftigten im Jahre 2016.
Die Nematodenkrise im Jahre 1987 bescherte dem Labor Arbeit. „Wir haben Tag und Nacht auf Nematoden untersucht, das war abenteurlich“, erinnert sich Iben an die schwerste Krise der Fischwirtschaft, die jedoch auch neue Erkenntnisse brachte: „Wir haben schließlich akzeptiert, dass Nematoden im Fisch sein können, und haben Regelungen gefunden, damit umzugehen. Es musste herausgefunden werden, wo geschnitten werden muss, wo die meisten Nematoden enthalten sind. Das war schon viel Arbeit.“ Gemeinsam entwickelten Wissenschaft, Lebensmittelüberwachung und die Privatwirtschaft Konzepte. In diesem Kontext wurde auch der „Arbeitskreis Fisch und Fischprodukte“ gegründet, die heutige Qualitätsgemeinschaft Fisch & Fischprodukte e.V., deren Geschäftsführer Hans-Jürgen Iben lange Jahre war. „Wir haben damit heute einen Qualitätsausschuss, der sehr professionell arbeitet und um den uns viele beneiden“, urteilt er über die Bedeutung des Vereins.
Das Labor konnte im Jahre 2000 mit damals 17 Mitarbeitern in einen Neubau am Lunedeich 157 umziehen. „Das war schon eine Riesennummer für unsere damals kleine Firma. Ich hatte mit meiner Frau gesprochen: ‚Wollen wir das machen? Ich weiß nicht, ob es gut geht.‘ - Da hat sie geantwortet: ‚Wenn es nicht gut geht, ziehen wir irgendwo ein, wo wir es uns leisten können.‘“ Doch es ging gut: als FischMagazin Hans-Jürgen Iben im Jahre 2004 besuchte, beschäftigte er 35 Mitarbeiter, 2007 waren es 44 und 2016 standen 70 auf der Payroll.
Die Fisch-Kompetenz als Türöffner
Ganz wesentlich für den folgenden Erfolg sei gewesen, dass sich Hans-Jürgen Iben fortan nicht mehr um das Tagesgeschäft im Labor kümmerte, sondern um die Kundenakquise. Schon damals war der Lebensmittelchemiker Dr. Erwin Schuirmann Laborleiter und seit 2011 Geschäftsführer. „Ich habe mich nur noch darum gekümmert, dass wir neue Aufträge ´reinbekamen, denn bis dahin hatten wir noch keine Aldi, Lidl, Edeka und viele andere auch nicht.“ Dabei war es wieder die Fisch-Kompetenz, die dem Labor bei Ausschreibungen von Analyse-Leistungen durch den Handel die Tür öffnete. „Man braucht eine Geschichte, wo man richtig gut ist, wo man eine Schlüsselposition besetzt, wo kein anderer besser ist. So sind wir bei Lidl ´reingekommen.“ Führende Supermarktketten gaben ihm den Auftrag: „Wir wollen nirgends mehr in der Zeitung stehen: erstellen Sie mir mal ein Konzept. Es ging darum: was muss man tun, damit man die Produkte möglichst risikolos handeln kann?“ So habe das Labor Iben auch beim Einstieg des Discounts in den Frischfischbereich intensiv mitgearbeitet. Ibens Fazit: „Wenn man guckt, wie es heute mit der Temperaturführung der Regale im LEH aussieht und wie es früher einmal war: die haben eine Menge gelernt und machen heute einen guten Job.“
Untersuchung von 3.500 Proben im Monat
Schon im Jahre 2007 erweiterte Iben das Labor um einen zusätzlichen Hallenbau. 2016 konnte schließlich eine weitere Vergrößerung der Labor- und Büroflächen eingeweiht werden. Durch die Aufstockung eines rückwärtigen Gebäudeflügels wurden rund 300 Quadratmeter zusätzliche Fläche geschaffen. Inzwischen werden im Labor Iben monatlich rund 3.500 Proben untersucht, mehr als die Hälfte davon Fisch in unterschiedlichster Form. Den Jahresumsatz hatte Iben gegenüber dem Weser-Kurier Ende 2016 mit rund 5 Mio. Euro für das Labor und weiteren 1,5 Mio. Euro für Iben Mikro Stop beziffert. Der Gründer hat entschieden, sich völlig aus dem Berufsleben zurückziehen. „Wenn ich ständig dabei bin, werden die leitenden Mitarbeiter ihre Entscheidungen nie alleine treffen. Für mich gibt es nur ein alles oder gar nichts.“ Schon seit seinem 60. Lebensjahr habe er sich sukzessive aus dem Geschäft zurückgezogen. Und welche Bedeutung hat das Labor Iben heute für die Branche? „Das“, sagt Hans-Jürgen Iben, „müssen Sie die Fischwirtschaft fragen.“ bm
Ehrenpreis für das Lebenswerk des Jahres 2018