Claudia Knobloch - Fischverrückt mit Vorbildcharakter 2025
Claudia Knobloch

Claudia Knobloch

„Man kann auch mit kleinem Budget zum großen Fischfan werden“

Es gibt Menschen, die brennen mehr für ihren Job als andere. Sie sind begeistert von dem, was sie tun, und erfüllen ihre Tätigkeit mit mehr Enthusiasmus, als man erwarten darf. Auch im Fischhandel begegnet man solchen Menschen und es macht Freude, sich mit ihnen auszutauschen. Sie sind „fischverrückt mit Vorbildcharakter“, denn sie übertragen ihre Begeisterung und motivieren ihr Umfeld. Eine von ihnen ist Claudia Knobloch.

Die gelernte Hotelfachfrau arbeitet seit 15 Jahren im Fischhandel und ist heute Abteilungsleiterin der Selgros in Dresden, einem Cash & Carry-Markt, der 2022 mit dem Branchenpreis Seafood Star ausgezeichnet worden ist. Dort beeindruckt sie Kunden und Kollegen mit ihrem handwerklichen Geschick. Insbesondere dann, wenn es darum geht große Schaufische zu zerlegen, die nicht selten das Körpergewicht der Fischsommelière übersteigen.

FischMagazin: Was macht für Sie die Faszination im Fischhandel aus?

Claudia Knobloch: Ich komme ursprünglich aus der Gastronomie. Mit kaum einem anderen Rohprodukt in all seinen Zubereitungsvarianten kann man Gäste mehr überraschen – das zählt für mich. Fisch und Seafood sind ehrliche Produkte, die auch ohne viel Zutun fantastisch schmecken und ich denke, gerade diese Authentizität wollen viele wieder erleben.

FischMagazin: Sie werden gelegentlich als „Heilbutt-Königin“ betitelt. Warum arbeiten Sie so gerne mit großen Schaufischen, insbesondere mit Schwarzem Heilbutt?

Knobloch: Weil mich die schiere Größe dieser edlen Tiere immer noch selbst beeindruckt – und unseren Kunden geht es nicht anders. Man hat nicht alle Tage einen Fisch dieser Dimension in seiner Theke, aber das Meer schenkt uns zum Glück auch solche Exemplare. Trotz ihrer Größe verlieren sie nicht an Qualität, anders als so manche gedüngte Riesentomate. Das Fleisch, fest und mit feinem Geschmack, lässt sich großartig verarbeiten und ist für fast alles zu haben: Sushi, experimentell gewürzt oder ganz klassisch aus der Pfanne. Wenn der Heilbutt dann auch noch aus nachhaltigen Quellen stammt, passt für mich alles zusammen.

Aber auch jenseits des Schwarzen Heilbutts nutzen wir Schaufische. Bei der Arbeit mit großen Schautieren kann ich mein Fachwissen und handwerkliche Geschicklichkeit zeigen und meine Expertise und Erfahrung im Fischhandel unterstreichen. Kunden schätzen diesen professionellen Umgang mit so edlen Produkten. Allein schon deshalb, weil es an vielen Fischtheken längst nicht mehr zum Alltag gehört.

FischMagazin: Welche Philosophie verfolgen Sie im Fischhandel?

Knobloch: Mein Ansatz war und ist Kundennähe und Aufklärung: meine Kunden über die verschiedenen Fischarten, ihre Zubereitung und die Wirkung auf unseren Körper zu informieren und ein Stück Aufklärung zu betreiben. Und Ehrlichkeit – dem Kunden und den Produkten gegenüber. Langfristige Kundenbindung schafft man nur durch Vertrauen und Wissen. Und natürlich wieder die Nachhaltigkeit: Fische aus verantwortungsvoller Bewirtschaftung der Gewässer tun uns langfristig gut. Wir erhalten damit die Artenvielfalt auch für die folgenden Generationen. Fisch und Seafood aus nachhaltiger Produktion sind mittlerweile ein fester Baustein in meiner Theke und Siegel wie MSC und ASC ein schönes Aushängeschild.

FischMagazin: Welches ist Ihr prägendstes kulinarisches Ereignis/Event mit Fisch?

Knobloch: Da gibt es tatsächlich kein spezielles – dafür haben einfach zu viele kleine Momente einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen, als dass ich sie einem anderen vorziehen möchte: das Auspacken meines ersten Gotteslachses (angehängt an einen Stapler zum Rausheben aus seiner Transportkiste), der jährliche Weihnachtstrubel an unserer Theke, unsere Kochkurse mit all den lieben und interessierten Teilnehmern, unsere Events (300 Austern an einem Abend knacken…)

Claudia Knobloch
Claudia Knobloch: „Man hat nicht alle Tage einen Fisch dieser Dimension in seiner Theke, aber das Meer schenkt uns zum Glück auch solche Exemplare.“


FischMagazin: Was bedeutet es für Sie, Fischsommelière zu sein?

Knobloch: Den Titel der Fischsommelière tragen zu dürfen bedeutet für mich, meine Leidenschaft für Fisch und Seafood in all ihren Facetten in mein Umfeld hineintragen zu können, alle mit meiner Begeisterung für dieses großartige Lebensmittel anstecken zu wollen und ein tiefes Verständnis für sein Entstehen und die Nutzung zu haben. Mein breit gefächertes Fachwissen aus Theorie und Praxis, mein sensorisches Feingefühl und gelebte Gastronomiekenntnisse helfen mir, Kunden die besten Empfehlungen zu geben und den richtigen Fisch für ihre Bedürfnisse auszuwählen.

Als Fischsommelière gibt man nicht nur Empfehlungen zur Auswahl, sondern auch zur Zubereitung. Ich weiß, welche Garmethoden den Geschmack und die Textur der einzelnen Fischarten optimal zur Geltung bringen, und kann Tipps zu Rezepten und Kombinationen geben. Neben den elementaren Kriterien wie Geschmack oder Textur steht auch die Nachhaltigkeit des Produkts immer in meinem Fokus. Ich lege Wert auf nachhaltige Fischereipraktiken und achte darauf, dass die Fische, die ich empfehle, aus verantwortungsvollen Quellen stammen. Dadurch leiste ich – gemeinsam mit meinen Kunden, die ich berate – einen Beitrag zur nachhaltigen Bewirtschaftung der Meere und Seen.

FischMagazin: Welches Fischgericht empfehlen Sie jemandem, der keinen Fisch mag ? Und warum?

Knobloch: Wenn es etwas Besonderes sein soll: in Holunderblütenöl confiertes Kabeljaubäckchen mit Orangensalz. Der Aufwand ist überschaubar, aber das Ergebnis unschlagbar. Die Textur überrascht auch wahre Fischmuffel, weil es mit dem klassischen Fischfilet nichts gemeinsam hat.

FischMagazin: Ihr Zutaten- oder Beilagentipp für eine ungewöhnliche Kombination mit Fisch ist…?

Knobloch: Das wäre eindeutig Wild ! Zum Beispiel würde man sicherlich Reh und Garnelen nicht als gängiges Paar in einem Gericht vermuten, aber der Mut wird belohnt. Probieren Sie es aus!

Claudia Knobloch
„Bei der Arbeit mit großen Schautieren kann ich mein Fachwissen und handwerkliche Geschicklichkeit zeigen und meine Expertise und Erfahrung im Fischhandel unterstreichen.“


FischMagazin: Der aktuell wichtigste Food-Trend ist…?

Knobloch: Für mich immer noch Sushi & Sashimi, Open Fire Cooking/Outdoor Cooking und Fusion Cuisine – natürlich am liebsten immer regional und saisonal angepasst.

FischMagazin: Ihr Traum ist es…?

Knobloch: Ich wünsche mir, dass Fisch und Seafood für alle Konsumenten den gleichen Stellenwert einnehmen wie „das tägliche Brot“ (lacht). Fisch ist unschlagbar, was Nährwerte und Vielfalt in der Zubereitung angeht – aus kaum einem anderen Lebensmittel kann man so viel zaubern. In den Köpfen vieler sind Fisch und Seafood nur Bestandteil der gehobenen Küche. Ich möchte meine Kunden mit meinen Tipps davon überzeugen, dass man auch mit kleinem Budget zum großen Fischfan werden kann, jenseits des Standard TK-Backfischfilets.

Interview: André Nikolaus

Fischverrückt mit Vorbildcharakter des Jahres 2025
Claudia Knobloch