Royal Greenland Vertriebs GmbH - Herausragendes Engagement für Nachhaltigkeit 2022
Royal Greenland, Grönland
„Nachhaltigkeit wird täglich gelebt“
Das grönländische Unternehmen Royal Greenland ist vertikal voll integriert und hält vom Fang bis zum Endprodukt die Kontrolle über die Qualität der Produkte in der Hand. Das Meer rund um Grönland zählt zu den besten Fischgründen der Welt. Damit das auch so bleibt, steht die Nachhaltigkeit im Mittelpunkt aller Tätigkeiten. Die dauerhafte Nutzung der Seafood-Ressourcen ist existenziell für Grönland, denn Fischereierzeugnisse machen über 90 Prozent der Exporte aus.
Wir fangen und verarbeiten die Produkte, die wir vor unserer Haustür finden. So schaffen wir ein eigenes, unverwechselbares Profil und Sortiment“, erklärt René Stahlhofen. Er ist Geschäftsführer der deutschen Verkaufsniederlassung von Royal Greenland, dem größten Unternehmen Grönlands. Der voll integrierte Konzern ist in den Bereichen Fang, Verarbeitung, Produktion und Auslieferung von Fisch und Schalentierprodukten tätig. Mit einer globalen Verkaufsorganisation und über 2.230 Mitarbeitern zählt Royal Greenland zu den weltweit führenden Fischproduzenten. Im Geschäftsjahr 2019 verkaufte das Unternehmen 96.118 t Fisch und Schalentiere und erreichte damit einen Umsatz von rund 715 Millionen Euro. Getreu der Royal Greenland-„DNA“ hat man sich dafür entschieden, die Fischerei und Produktion im Jahr 2020 mehr oder weniger auf demselben Niveau zu halten und so als Puffer zu den Märkten zu agieren, um keine wesentlichen sozioökonomischen Probleme in den zahlreichen lokalen Gemeinschaften zu schaffen. „Nachhaltigkeit schreibt sich heute zwar jeder auf die Fahne, aber in Grönland machen Fisch und Meeresfrüchte etwa 90 Prozent aller Exporte aus. Es erklärt sich von selbst, dass die Menschen ein Interesse daran haben, dass diese Ressource nicht versiegt“, unterstreicht Stahlhofen. Dabei betont er, dass Nachhaltigkeit für Royal Greenland mehr bedeutet als die dauerhafte Nutzungsmöglichkeit der Nahrungsmittelressourcen. Von den 17 globalen Nachhaltigkeitszielen verfolgt Royal Greenland vier mit besonderem Fokus:
- Leben unter dem Wasser (Ziel 14)
- Verantwortungsvoller Konsum (Ziel 12)
- Hochwertige Bildung (Ziel 4)
- Gute Arbeitsplätze (Ziel 8)
Leben unter dem Wasser
In vielen Städten sind die Fabriken von Royal Greenland der Hauptverbraucher von Wasser. An ausgewählten Standorten plant man Leitungswasser durch aufbereitetes Meerwasser zu ersetzen.
Royal Greenland ist der größte Anbieter von Kaltwassergarnelen weltweit. 29.753 t Pandalus borealis wurden 2020 von der eigenen Flotte vor Grönland gefischt und in den eigenen Betrieben angelandet. Die Tiere werden knapp über dem Meeresboden mit Schleppnetzen gefangen. Da hier auch viele andere Fischarten wie der Schwarze Heilbutt heimisch sind und für die Garnelenfischerei eine kleine Maschenweite notwendig ist, nutzt Royal Greenland Sortiergitter am Ende des Schleppnetzes, um den Beifang zu reduzieren. Alle Arten, die größer sind als 22 mm, werden durch ein Loch oberhalb des Gitters zurück ins Meer geführt. Kleinere Arten, die dieses Gitter neben den Garnelen passieren können, werden an Bord des Schiffes aussortiert. Die grönländische Behörde für die Kontrolle von Fischereilizenzen (GFLK) stellt jedes Jahr die Beifangmengen zusammen; seit Jahren liegt der Anteil der Beifänge bei unter 1 %. Dieser niedrige Beifanganteil ist auch einer der Eckpfeiler der MSC-Zertifizierung der Garnelenfischerei in Westgrönland.
Lebendfang beim Nutaaq – kein Beifang
Ein anderes Beispiel für das besondere Engagement für Nachhaltigkeit und gegen Beifang ist die vor wenigen Jahren entwickelte Fang- und Verarbeitungspraxis für den Kabeljau, der als Nutaaq („Der Neue“) vermarktet wird. Ausgangspunkt ist der vor der grönländischen Küste gefangene Kabeljau (Gadus morhua). Von Mai bis Oktober locken die Fischer den Kabeljau in ihre Reusen, wo er bis zur Entnahme frei schwimmen kann. Diese nachhaltige und handwerkliche Fischerei ist sehr schonend für die Fische, da sie zu keinem Zeitpunkt gedrückt werden oder stecken bleiben. Ein speziell für diesen Zweck ausgestattetes Schiff von Royal Greenland nimmt am Fangplatz den lebenden Kabeljau direkt von den Netzfallen beziehungsweise den kleinen Booten der Fischer auf. Aus dem Netz gelangt der Fisch in ein Sortiersystem, wo er ein Gitter durchläuft, welches untermaßigen Fisch unter 45 cm Länge direkt lebendig zurück ins Meer befördert. Auch andere Fischarten als Kabeljau werden direkt wieder lebend zurückgesetzt. Beifang fällt dabei nicht an.
FIP-Projekt für den Schwarzen Heilbutt
Eine andere wichtige Spezies für Grönland ist der Schwarze Heilbutt. Von diesem war bedauerlicherweise ein Anstieg der angelandeten kleineren Fische und ein Rückgang der wissenschaftlichen Quotenempfehlungen zu verzeichnen. Im Jahr 2018 wurde daher von den wichtigsten Akteuren der Fischerei ein Projekt zur Verbesserung der küstennahen Fischerei (Fishery Improvement Project – FIP) initiiert. Ziel war es, die erforderlichen Kenntnisse für eine nachhaltige Bewirtschaftung der Fischerei zu gewinnen, die erforderlichen Instrumente für die Erhaltung eines gesunden Bestands an Schwarzem Heilbutt bereitzustellen und den langfristigen wirtschaftlichen Ertrag für Fischer und Gesellschaft zu maximieren. Anfang 2021 wurden die Empfehlungen an das Grönländische Ministerium für Fischerei, Jagd und Landwirtschaft weitergeleitet. Wenn die Empfehlungen erfolgreich umgesetzt werden, ist zu erwarten, dass die Fischerei für eine MSC-Zertifizierung in Frage kommt – ein offizielles Gütesiegel für verantwortungsvoll und nachhaltig bewirtschaftete Fischereien.
Verantwortungsvoller Konsum
Wasser: Die Erstverarbeitung der Produkte erfolgt auf Grönland dezentral in mehr als 20 Betrieben. In vielen Städten und Siedlungen sind die Fabriken von Royal Greenland der Hauptverbraucher von Wasser. Als Lebensmittelproduzent hat man ein starkes Interesse an einer stabilen Versorgung mit sauberem Wasser, denn dieses ist entscheidend für die Reinigung von Fisch, das Reifen, Kochen und Glasieren von Garnelen usw. Royal Greenland behält den Wasserverbrauch ständig im Auge, da selbst eine kleine Wassereinsparung in der örtlichen Fabrik große Auswirkungen auf die Wasserversorgung der übrigen Bewohner und Unternehmen haben kann. Es wird jedoch stets darauf geachtet, dass die Wassereinsparungen nicht zu Lasten der Produktqualität gehen. An ausgewählten Standorten plant Royal Greenland, Leitungswasser durch sauberes, gereinigtes Meerwasser für Produktion und Reinigung zu ersetzen.
Tubs und Kisten aus recyclingfähigem Material
Die Fischereibehälter (Tubs) von Royal Greenland bestehen aktuell aus Polyethylen (PE) mit einem Kern aus Polyurethan (PUR), das eine gute Isolierwirkung hat. Da die beiden Materialien in einem Recyclingprozess nicht kompatibel sind, können die Wannen nicht in Granulat zerlegt und recycelt werden. Royal Greenland hat daher einen Prozess eingeleitet, um die bestehenden Wannen aufzubrauchen und die Kunststoffmischung bei neuen Tubs durch Monomaterial zu ersetzen, d. h. durch Material, das auf derselben Polymerstruktur basiert. Künftig werden sowohl die Oberfläche als auch der Kern aus PE-Material bestehen, von dem erwartet wird, dass es sowohl gegen extreme Kälte als auch gegen Hitze ausreichend isoliert.
Fischkisten werden für die Lagerung der Fänge an Bord der Schiffe verwendet. Heute bestehen Fischkisten bereits aus einem Monomaterial, nämlich HDPE, einem harten und haltbaren Kunststoff. Das Material kann daher recycelt werden. Royal Greenland hat mit einem Käufer in Deutschland einen Liefervertrag für gebrauchte Fischkisten abgeschlossen. Recycelte Kunststoffe in Form von Granulaten sind derzeit sehr gefragt – der erzielbare Marktpreis kann einen Teil der Kosten decken, die mit der Sammlung und dem Transport der gebrauchten Boxen verbunden sind, so dass sie nicht in der Natur entsorgt werden.
Reduzierung des Kunststoffverbrauchs
Heute wird der größte Teil des Einzelhandelssortiments von Royal Greenland in Kunststoffbeuteln verpackt. Diese Beutel bestehen aus einer oder mehreren Kunststoffschichten mit unterschiedlichen Eigenschaften, je nachdem, für welche Art von Produkt der Beutel bestimmt ist. Das Bestreben, den Kunststoffverbrauch zu verringern, muss bei der Wahl der Kunststoffmaterialien für die Verpackung mit den Anforderungen an eine hohe Lebensmittelsicherheit und einen optimalen Produktschutz in Einklang gebracht werden. Für Royal Greenland besteht der erste Schritt zur Verringerung des Kunststoffverbrauchs im Einzelhandel darin, sicherzustellen, dass alle Einzelhandelsverpackungen aus kompatiblen Polymeren hergestellt werden, sodass sie so weit wie möglich recycelt werden können.
Eine langfristige Alternative zu Polymeren auf fossiler Basis ist die Umstellung auf Verpackungen aus Biokunststoffen, die aus nachwachsenden Rohstoffen wie Zuckerrüben, Mais oder Stroh hergestellt werden.
CO2-Fußabdruck von Eismeergarnelen ermittelt
Von Mai bis Oktober locken die Fischer den Kabeljau in ihre Reusen, wo dieser bis zur Entnahme frei schwimmen kann. Ein speziell ausgestattetes Schiff nimmt am Fangplatz den lebenden Kabeljau direkt von den kleinen Booten der Fischer auf.
Viele öffentlich zugängliche Datenbanken enthalten sehr allgemeine Ökobilanz- und CO₂-Fußabdruckdaten für ganze Produktgruppen oder für Hauptarten, die in völlig unterschiedlichen Teilen der Welt unter sehr unterschiedlichen Bedingungen gefangen oder gezüchtet werden. Royal Greenland hat sich daher entschlossen, die richtige Methode zur Berechnung des CO₂-Fußabdrucks in den eigenen Wertschöpfungsketten gründlich zu ermitteln und nicht von allgemeinen Tabellen auszugehen, um so den Ausgangspunkt für korrekte und vertrauenswürdige Daten zu schaffen. Auf der Ebene der einzelnen Produkte hat man die erste vollständige Wertschöpfungskettenstudie zum CO₂-Fußabdruck von tiefgefrorenen (single frozen) Eismeergarnelen durchgeführt, die eine Gesamtemission von 5,07 kg CO₂e pro kg geschältem Fertigprodukt ergab. Davon entfallen 62 % des Gesamtverbrauchs auf den Fischfang. Um solche Ergebnisse zu validieren und weitere Erkenntnisse zu gewinnen, beteiligt man sich an verschiedenen Forschungsprojekten innerhalb der Branche und arbeitet auch mit Studenten und Universitäten zusammen. Bisher wurden die Werte von fünf bis sechs Kilogramm CO₂e pro Kilogramm Fertigprodukt auch für gefrorene, gekochte und geschälte Garnelen durch andere Studien bestätigt, die die PEF-Methode (Product Environmental Footprint) unter Berücksichtigung des gesamten Lebenszyklus verwendeten.
Hochwertige Bildungund gute Arbeitsplätze
Jedes Jahr gibt es in Grönland eine „Bildungsroadshow“, die sich an Einwohner der besuchten Städte und an Schüler der Sekundarstufe I richtet, die Informationen zu Ausbildungsmöglichkeiten suchen. Auch Royal Greenland versucht auf der Bildungsroadshow mit potenziellen Mitarbeitern in Kontakt zu treten und sie über die Karrieremöglichkeiten im Unternehmen zu informieren, um so Studierende und Auszubildende an das Unternehmen zu binden.
Für die bereits im Unternehmen befindlichen Mitarbeiter werden Fortbildungskurse in vielfältiger Art angeboten. 2019 absolvierten 131 Mitarbeiter eine Managementschulung bzw. Kurse bei Royal Greenland. Außerdem werden Aktivitäten zur Teambildung, Empowerment-Kurse und Schulungen angeboten, die „Werte“ in den Fokus rücken – wichtige Werkzeuge für die professionelle Leitung eines Teams, und um zu verstehen, wie wichtig gute Kommunikation für das Teamwork ist. Ein Teil der Kurse wird im Rahmen des Sulisa+-Programms angeboten. Dieses zielt darauf ab, eine gute Arbeitskultur zu schaffen. Im Jahr 2020 absolvierten beispielsweise alle Mitarbeiter der Fabrik in Maniitsoq das Programm, welches sich auf persönliche Entwicklung und Selbstmanagement konzentrierte.
Angesichts der zahlreichen unterschiedlichen Ansätze zur nachhaltigen Unternehmensführung in Bezug auf Ressource, Mitarbeiter und Umwelt, die an dieser Stelle gar nicht erschöpfend erwähnt werden können, ist René Stahlhofen sicher: „Wenn wir über Nachhaltigkeit sprechen, dann glaubt man uns das, weil sie täglich gelebt wird.“
nik
Herausragendes Engagement für Nachhaltigkeit des Jahres 2022