30.10.2018

Brasilien/Norwegen: Vorwürfe gegen Soja-Industrie

Ein Bericht der norwegischen Tageszeitung Dagbladet wirft der brasilianischen Soja-Industrie Sklavenarbeit, gewaltsame Konflikte um Land und illegale Abholzungen vor. Norwegen importiert aus Brasilien fast seinen gesamten Bedarf an Sojaproteinkonzentrat (SPK), weil das südamerikanische Land der einzige Lieferant von gentechnikfreiem Soja sei. So führte Norwegen 2015 für die Verwendung in Aquakultur-Futter SPK ein, das aus 670.000 t Soja extrahiert worden war. 94% dieser Menge kamen aus Brasilien, das nach den USA der weltweit zweitgrößte Soja-Produzent ist. Der dem Zeitungsbericht zugrundeliegende 42-seitige Bericht wurde von den NGOs 'Future in Our Hands' und der 'Rainforest Foundation' mit Unterstützung der Journalisten-Organisation 'Repórter Brasil' erstellt. Den Fokus legt der Report auf die Soja-Produktionskette der drei Handelsunternehmen Caramuru, CJ Selecta und Imcopa, den Hauptlieferanten von Soja für die norwegische Lachsindustrie. Fünf führende Unternehmen der Branche - Marine Harvest, Cargill, Polarfeed, Biomar und Skretting - erklärten auf Nachfrage des Dagbladet, dass sie die Erkenntnisse sehr ernst nähmen.

Skretting habe sich bereits mit seinem größten brasilianischen Soja-Lieferanten, Selecta, in Verbindung gesetzt, um die Fakten zu prüfen, teilte Erlend Sødal, Geschäftsführer von Skretting Norway, mit. Sødal betonte, dass Skretting einen strengen Verhaltenskodex habe, den alle Lieferanten unterschreiben und einhalten müssten. "Wir benötigen eine Auditierung durch Dritte, um eine Untersuchung durchzuführen. Wir werden darauf reagieren und werden die Untersuchung so schnell wie möglich starten", kündigte Sødal an. Zwar würde die Lachsindustrie nur 0,5% der brasilianischen Soja-Produktion abnehmen, sagte der Skretting-Geschäftsführer, aber: "Wenn jemand sich für eine bessere Soja-Produktion in Brasilien stark machen kann, dann fallen wir hier in der Lachsindustrie mit unseren hohen Standards in diese Kategorie." Für Marine Harvest teilte Marketingmanager Ola Helge Hjetland mit, dass man die Dokumentation sorgfältig studieren und mit seinen Lieferanten besprechen werde. Der stellvertretende Präsident von Biomar, Jan Sverre Røstad, erklärte, beim Bezug von gentechnikfreiem Soja seien die Brasilianer alternativlos. Allerdings arbeite Biomar an alternativen Proteinquellen, um die Abhängigkeit von brasilianischem Soja zu reduzieren.

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