22.12.2008
Stopp Discard als offizielles EU-Projekt anerkannt
Um die in der EU gesetzlich vorgeschriebene, skandalöse Discard-Praxis zu beenden, hat "Deutsche See" in diesem Jahr gemeinsam mit der Erzeugergemeinschaft der Hochsee- und Kutterfischer unter wissenschaftlicher Begleitung das Forschungsprojekt "Stopp Discard" ins Leben gerufen. Erste Ergebnisse liegen nun vor. Das EU-Gesetz verbietet es, dass Fische in den Markt gelangen, deren Fangquote bereits ausgeschöpft ist. Es lässt sich jedoch nicht immer verhindern, dass diese in den Fischernetzen landen. Das Ergebnis: Sie werden zurück ins Meer geworfen. Nach Schätzungen der Welternährungsorganisation (FAO) sind das weltweit 20 Millionen Tonnen pro Jahr. Bringt der Fischer diesen Beifang an Land, macht er sich strafbar -- bisher. Das Projekt "Stopp Discard" setzt sich dafür ein, dass dieses Verfahren gestoppt wird. Unterstützung bekommen die Initiatoren "Deutsche See" und die Erzeugergemeinschaft der Hochsee- und Kutterfischer von wissenschaftlicher und politischer Seite. EU-Kommissar Joe Borg hat "Stopp Discard" als offizielles Forschungsprojekt anerkannt. Auch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in Berlin erteilte seine Zustimmung zu dem Versuch.
Bei dem Projekt werden zunächst drei Kutter in der Nordsee eingesetzt, die außer Quallen, Seesternen und Seeigeln alles, was ihnen in die Netze geht, an Land bringen. Auch "unfreiwillige" Fänge werden verwertet und auf die Quote der jeweiligen Art angerechnet. Für auf dem Markt wenig attraktive Fische erzielt der Fischer immerhin noch einen Gewinn, denn "Deutsche See" kauft ihm diesen Beifang garantiert ab und vermarktet ihn weiter.
Um den Beifang von vornherein zu senken, setzen die Fischer zudem auf eine einfache, aber effektive Methode: Sie verwenden Netze, die 25 Prozent größere Maschen haben. Durch diese können Jungtiere entfliehen und gelangen gar nicht erst an Bord des Fischkutters. Auf den Projektschiffen konnte so der Beifang deutlich reduziert werden.
Dr. Peter Dill, Geschäftsführer von "Deutsche See": "Wir sehen eine dringende Notwendigkeit für ein behutsameres und effektiveres Fischereimanagement. Discard ist neben der illegalen Fischerei, mangelhaften Kontrollen und zu hoch ansetzenden Fangquoten eines der größten Hindernisse auf dem Weg zu einer nachhaltigen Fischerei. Bei unserem Projekt sitzen zum ersten Mal alle Beteiligten in einem Boot: Die Fischer selbst, die sich zu ihrer Eigenverantwortung bekennen, der Handel und Verarbeitungsunternehmen, für die Nachhaltigkeit auch aus ökonomischer Sicht sinnvoll ist, die Wissenschaft, die mit dem Pilotprojekt valide Daten erhält, und die politisch Verantwortlichen in der Bundesregierung und der EU. Ich bin sicher, dass wir am Ende zu dem Schluss kommen werden, dass Discard auch von der EU verboten werden muss."
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