18.05.2018
Hering: Norwegischer Frühjahrslaicher behält MSC-Zertifikat vorerst
Mehrere Monate lang waren Nordeuropas Heringsverarbeiter in Unruhe, jetzt können sie vorerst wieder entspannen: der im Nordostatlantik gefangene norwegische Frühjahrslaicher (NSS) darf seine MSC-Zertifizierung bis auf Weiteres behalten, teilte der Marine Stewardship Council mit. Die Unruhe war aufgekommen, nachdem der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) im Oktober 2017 die Bestandsdaten und die Fangquotenempfehlung für die vier Fischereien auf den atlanto-skandischen Frühjahrslaicher korrigiert hatte: die Institution senkte die empfohlene TAC um 32%. Jetzt kamen die Zertifizierer DNV-GL, MEC und Acoura nach Harmonisierung ihrer Auditberichte zu dem Schluss, die MSC-Zertifizierung aufrechtzuerhalten, sofern ein vereinbartes jährliches Überwachungsprogramm umgesetzt werde und es Fortschritte bei einer Anzahl weiterer Bedingungen für die Fischerei gebe. Diese Entscheidung gelte bis zu den nächsten jährlichen Audits, betont MSC-Sprecherin Gerlinde Geltinger, und diese "stehen schon diesen Sommer an".
Die Zertifizierer notieren, dass die Bestände des Frühjahrslaichers zwar abnehmen, dass aber die Laicherbiomasse (SSB) über dem unteren Grenzwert für die Biomasse (Blim) und über dem Vorsorge-Referenzwert (Btrigger) liege. Allerdings kamen die Auditoren auch zu dem Schluss, dass das Management der Fischerei viel zu wünschen übrig lasse. Vor 19 Jahren hatten sich die an der Fischerei beteiligten Parteien - die EU, die Färöer Inseln, Island, Norwegen und Russland - auf einen langfristigen Managementplan geeinigt, der auf dem Vorsorgeansatz des ICES sowie Referenzwerten für einen höchstmöglichen, nachhaltigen Dauerertrag (MSY) und für die fischereiliche Sterblichkeit beruhe. "Dieser Plan oder zumindest zentrale Bestandteile des Plans funktionieren nicht", hatte der ICES bemerkt. Denn die von den Anrainerstaaten festgelegten Erntekontrollregularien sind derzeit nicht wirksam: 2017 lagen die addierten TACs 20 bis 30% über jener TAC, die der Managementplan vorsieht: 805.142 t statt, wie im September 2017 empfohlen, 646.075 t. Das MSC-Label hat große Bedeutung für den LEH in Deutschland, aber auch in Dänemark.
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