01.06.2017
Meeresschutz: Illegale Fischerei führt zu mehr "Geisternetzen"
Die internationale Tierschutzorganisation 'World Animal Protection' (WAP) nimmt zwei anstehende Konferenzen zum Anlass, die Regierungen weltweit zum Kampf gegen das wachsende Problem so genannter "Geisternetze" aufzurufen, meldet das Portal IntraFish. Vom 5. bis 9. Juni 2017 findet in New York die 'UN Ocean Conference' statt und vom 5. bis 7. Juni tagt in Seattle ebenfalls in den USA das 'Sea Web Seafood Summit'. Jährlich würden in den Weltmeeren geschätzte 640.000 t Netzmaterial verloren oder entsorgt - "discarded" -, teilt die WAP mit. Studien zufolge leiden mehr als 817 Arten marinen Lebens unter dem Müll in den Meeren. Die herrenlosen Netze fangen nicht nur Tiere wie Wale, Delfine, Robben und Meeresschildkröten, die oft einen langsamen, qualvollen Tod sterben. Das Netzmaterial zerfällt außerdem zu Mikroplastik und kann vom Menschen über den Fischverzehr aufgenommen werden. Mehr als die Hälfte des Fischs, der auf Märkten in Indonesien und Kalifornien verkauft wird, enthalte inzwischen Kunststoff aus unterschiedlichsten Quellen.
Die Menge der Geisternetze habe in den vergangenen Jahren zugenommen und könne weiter wachsen. "Da sich Führungskräfte aus Industrie und Politik Anfang Juni auf zwei internationalen Konferenzen treffen, fordert die WAP Regierungen und Industrie dazu auf, unsere Meere von den tödlichen Fallen der Geisternetze zu befreien und der 'Global Ghost Gear Initiative' beizutreten", heißt es in einer Erklärung. Inzwischen haben Untersuchungen auch einen Zusammenhang zwischen illegaler fischereilicher Aktivität und Geisternetzen ergeben. In Fällen von illegaler Fischerei kappen Fischer gelegentlich ihre Netze, um Festnahmen durch die Fischereiaufsicht zu entgehen oder um zu verhindern, dass ihnen die Einfahrt in Häfen verweigert wird. Entsprechend finden sich in den Schwerpunktregionen der IUU-Fischerei mehr Geisternetze. Organisationen wie das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und die Welternährungsorganisation (FAO) haben deshalb den Zusammenhang zwischer Geisternetzen und illegalen Aktivitäten formal anerkannt.
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