05.01.2016
Chile: Lachsindustrie setzt große Hoffnung auf neuen Impfstoff
Die chilenische Lachsindustrie setzt noch immer erhebliche Mengen an Antibiotika ein, um insbesondere die Lachskrankheit Piscirickettsiosis (SRS) zu bekämpfen. Ein neuer Lebendimpfstoff des Herstellers Pharmaq könnte die Antibiotikamenge in den kommenden drei Jahren halbieren, hofft Alfredo Tello, Geschäftsführer von Intesal, dem Technologischen Lachsinstitut des Industrieverbandes SalmonChile. "Zweifellos ist es möglich, Antibiotika aus der Lachszucht zu verbannen", zitiert das Portal IntraFish Alfredo Tello. Vor kurzem habe die chilenische Regierung ein auf vier Jahre angelegtes und mit 18,3 Mio. Euro finanziertes wissenschaftliches Forschungsprogramm bewilligt, das sich mit der Bekämpfung von SRS und der Lachslaus Caligus beschäftige. Das für SRS verantwortliche Bakterium sei für mindestens 80 bis 90% der in Chile eingesetzten Antibiotikamenge verantwortlich, schätzt Nicos Nicolaides, Geschäftsführer von Nova Austral, seit 2014 Tochter des Futtermittelherstellers EWOS. Hohe Meerwassertemperaturen begünstigten das SRS-Auftreten insbesondere im Norden des Landes.
Im September 2015 setzten Chiles Lachsfarmer im Durchschnitt 697g Antibiotika je Tonne Fisch ein, wobei die Mengen erheblich schwankten: Nova Austral beispielsweise habe den Antibiotikaeinsatz von 108g/t im September 2014 auf zuletzt 7g/t im September 2015 reduzieren können. Doch es gebe Farmen gerade im Norden Chiles, wo fast 1.500g/t Antibiotika verfüttert würden, schreibt IntraFish. Insbesondere Umweltschützer kritisierten, dass keine unternehmensspezifischen Daten veröffentlicht würden: der chilenische Nationale Fischereidienst (Sernapesca) würde nur Mengenangaben für die Industrie als Ganzes liefern. Gerardo Balbontin, Geschäftsführer des Lachszüchters Blumar, begrüßt diese fehlende Transparenz: "Es soll keinen Kampf gegen das Produkt oder einen kommerziellen Krieg zwischen den Unternehmen geben." Nicolaides kontert: "Das sind nur Ausreden. Wenn man das Richtige tut - wo liegt das Problem, das zu veröffentlichen?" Doch 2016 sollen jetzt erste Feldversuche mit dem neuen Lebendimpfstoff von Pharmaq durchgeführt werden. Alfredo Tello rechnet jedoch erst ab vielleicht 2018 mit einer Reduzierung der Antibiotikamenge um etwa die Hälfte.
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