18.04.2013

Spanien: Pescanova-Insolvenz entwickelt sich zum Skandal

Der Präsident des insolventen spanischen Fischereikonzerns Pescanova hat möglicherweise schwere Verfehlungen begangen, schreibt IntraFish. Manuel Fernández de Sousa soll im Vorfeld des Konkursverfahrens - zwischen Dezember 2012 und Februar diesen Jahres - die Hälfte seiner 14,4 Prozent Gesellschaftsanteile veräußert haben. Sousa begründete dies gegenüber der Finanzaufsichtsbehörde CNMV damit, dass er dem angeschlagenen Unternehmen einen Teil des Geldes wieder leihen wollte. Allerdings hatte er - entgegen spanischem Recht - weder den eigenen Aufsichtsrat noch die Aufsichtsbehörde über diesen Verkauf informiert. Einer der größten Anteilseigner, die belgische Brauerei Damm, beklagte, dass er nach dem Verkauf der Anteile weiterhin auf Basis der ihm ursprünglich zustehenden vier Vorstandssitze Einfluss ausgeübt habe. "Durch die Vertuschung seines tatsächlichen Anteils konnte er Entscheidungen treffen, die unserer Ansicht nach dem Unternehmen geschadet haben."

Nach Berechnungen der Nachrichten-Agentur Reuters wurden Pescanova-Aktien im entsprechenden Zeitraum zwischen 13,45 und 17,99 Euro gehandelt, so dass Sousa durch den Verkauf von sieben Prozent mindestens 27 Mio. Euro erlöste. 9,3 Mio. Euro lieh er Pescanova anschließend zu einem jährlichen Zinssatz von 5 Prozent. Der Pescanova-Kurs hatte 2012 einen Verlust von 41 Prozent notiert und vom 1. Januar bis zum 1. März 2013 von weiteren 58 Prozent, bevor der Handel Anfang März eingestellt wurde. Spaniens Börsenaufsicht erklärte außerdem, dass Pescanova sein Finanzergebnis 2012 nicht nur verspätet und mangelhaft vorgelegt habe, sondern dass der Bericht weder von einem der Vorstandsmitglieder noch von einem der Bilanzprüfer unterzeichnet worden war. Sousa drohen eine hohe Geldstraße und weitere Sanktionen. Die Auswirkungen der Pescanova-Krise auf den deutschen Markt dürften übrigens gering ausfallen, äußerte Dr. Matthias Keller, Geschäftsführer des Bundesverbandes der deutschen Fischindustrie. Denn unter den Lieferländern für Deutschland liege Spanien - mit einem Anteil von knapp über einem Prozent - auf einem der hinteren Ränge. "Es könnten sich vielleicht eher neue Marktchancen für die deutsche Fischwirtschaft in Spanien ergeben", zitieren die Westfälischen Nachrichten den Verbandsfunktionär.

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11.04.2013   Spanien: Pescanova ist insolvent
11.04.2013   Namibia: Unsicherheit nach Pescanova-Insolvenz
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