20.11.2012

Jessen: Störzüchter AquaOrbis ist insolvent

4.000 Kilogramm Störkaviar und 30.000 Kilo Störfilet wollte die AquaOrbis AG in Jessen (Sachsen-Anhalt) von 2011 an produzieren. Diese Ankündigung aus dem Eröffnungsjahr 2008 konnte die Störfarm und Kaviarproduktion jedoch nicht realisieren: im Spätsommer 2012 meldete das Unternehmen Insolvenz an. Die Leidtragenden sind auch 680 Aktionäre, die rund 10 Mio. Euro in die AquaOrbis AG investiert hatten. "Jeder Fehler, der gemacht werden konnte, wurde gemacht", zitierte im Februar die Volksstimme den Vorstandsvorsitzenden Peter Gründken. Beispielsweise seien weder Investitionszulagen noch Fördermittel beantragt worden, kritisiert Gründken seine Vorgänger, "damit sind uns 2,7 Mio. Euro entgangen, und bereits 2010 zeichnete sich eine Liquiditätslücke bis 2013 von 1,6 Mio. Euro ab." Er selber war erst 2011 in den Aufsichtsrat berufen worden, hatte Gunther Frehsee als Vorstand der AquaOrbis AG abgelöst. Statt der angekündigten 4.000 kg Kaviar avisierte AquaOrbis diesen Februar für 2012 nur "bis zu 550 Kilo" - knapp ein Zehntel der 2008 prognostizierten Menge.

Eine weitere Ursache für das Scheitern, sagt Peter Gründken, sei eine Liefervereinbarung über lebende Störe in eine Fischfarm in Abu Dhabi, die "nicht den gewünschten Erfolg" gebracht habe. Der Erstbesatz für die Wüstenfarm, die achtmal größer sein soll als die 5.000 Quadratmeter-Anlage in Jessen, verzögerte sich um über ein Jahr. Gleichzeitig schränkte die Haltung dieser Störe die Eigenproduktion von AquaOrbis ein. Zentral ist auch die Entwicklung des Marktes für Störkaviar aus der Aquakultur. "Es gibt ein Überangebot an Kaviar, weil weltweit die Störzuchtanlagen wie Pilze aus dem Boden schießen und Kaviar mittlerweile auch beim Discounter zu haben ist", erklärt der Düsseldorfer Ralf Bos in der Volksstimme. Die Folge: die Preise sind in den letzten Jahren eingebrochen. Sprach AquaOrbis Ende 2008, vor vier Jahren, noch von 1.400,- bis 1.600,- Euro für das Kilo, so liegt der Preis jetzt bei etwa 600,- Euro - nicht einmal mehr der Hälfte, ja knapp einem Drittel des Ausgangspreises. Die Titel der Mitteldeutschen Zeitung spiegeln diesen Wandel: aus der " 'Goldwäsche' auf der Störfarm" von 2008 wurde schon 2009 der "Kaviar für das Volk". Rettende Investoren konnten für das Projekt in Jessen deshalb auch nicht mehr gewonnen werden.

Lesen Sie zur Störzucht in Deutschland auch im FischMagazin-Archiv:
06.11.2012   Caviar Creator: Prozess gegen Frank Schäfer wird neu verhandelt
19.10.2012   Loxstedt: Störproduktion von Vivace soll im März starten
31.07.2012   Kaviar: Zuchtanlage in Zippelsförde setzt auf Störe
Der Fischmagazin-Newsletter: Hier kostenlos anmelden
Stichworte
FischMagazin
FischMagazin
Kontakt
  • Kontakt Redaktion
  • Kontakt Anzeigen
  • Kontakt Leserservice

Verlag