15.08.2012
Rhein-Main: Kraftwerks-Turbinen töten jeden dritten Fisch
Das Wasserkraftwerk Kostheim (Wiesbaden) ist für jeden dritten Fisch, der den Übergang zwischen Rhein und Main sucht, ein tödliches Hindernis. Denn die eingebauten Wanderhilfen funktionieren nur unzureichend. Das hat eine Studie ergeben, die der Kraftwerksbetreiber, die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU) beim Büro für fischökologische Studien (bfs) in Frankfurt in Auftrag gegeben hatte. Dabei setze die Betriebsgenehmigung des 20 Millionen Euro teuren Kraftwerks voraus, dass höchstens zehn Prozent der Fische zu Schaden kommen dürfen. "Im Prinzip müsste es jetzt stillstehen", meint Günther Hoff-Schramm, Vizegeschäftsführer beim Verband Hessischer Fischer.
Wandernde Fische können das Hindernis theoretisch auf drei Wegen überwinden. Doch alle drei Wanderhilfen besitzen Schwächen. Der Einstieg für eine Umgehungsrinne stromaufwärts ist zu weit vom Wehr entfernt, die Strömung zu schwach. Fische suchen jedoch nach der stärksten Strömung. Ein Rechen mit 20 Millimeten Zinkenabstand lässt kleine Fische - zum Beispiel junge Lachse von acht bis zehn Zentimetern Länge - passieren, so dass sie in die Turbinen geraten. Größere Fische verletzen sich am Rechen oder werden dort getötet - das trifft auf 50 Prozent der Aale zu. Zwei Rohre von 80 Zentimetern Durchmesser, durch die die Fische eigentlich schwimmen sollten, besitzen einen ungeeigneten Einstieg. Er sei weder für die am Boden wandernden Aale zu finden noch für Lachse und Meerforellen, die dicht unter der Wasseroberfläche schwimmen, kritisieren die Fischer. Jetzt muss das Regierungspräsidium Darmstadt über Nachrüstungen am Wasserkraftwerk entscheiden.
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