09.08.2012
Kanada: Protestierende Hummerfischer blockieren Verarbeitungsbetriebe
Gut 200 kanadische Hummerfischer haben gestern vor dem Fischreiministerium des Landes gegen den Import preiswerter Hummer aus dem US-Bundesstaat Maine protestiert, meldet der Ventura County Star. Die US-Importe drücken die Preise für Hummer aus den kanadischen Provinzen New Brunswick und Prince Edward Island (PEI), klagen die Fischer. "Sie können so nicht weitermachen. Sie drohen pleite zu gehen und sind total genervt", beschreibt Christian Brun, ein Sprecher der Maritime Fishermen's Union, die Situation. Die Hummerverarbeiter in New Brunswick hatten am vergangenen Freitag angeboten, Mindestpreise von 2,50 USD/Pound (4,85 Euro/kg) für gekochte Hummer und 3,- USD/Pound (6,61 Euro/kg) für lebende Hummer zu zahlen. Die Fischer bräuchten jedoch 4,- USD/Pound (8,81 Euro/kg) sowohl für frische als auch für verarbeitete Hummer, sagte Brun. Forderungen der Gewerkschaft nach Ausgleichszahlungen hatte der Fischereiminister der Provinz, Michael Olscamp, abgelehnt. Stattdessen bot er Fischern, die an einem 9 Mio. Euro-Kreditprogramm teilgenommen hatten, an, die Rückzahlung der Gelder für ein weiteres Jahr zu stunden.
Am Dienstag hatten sechs der acht Hummerfabriken an der kanadischen Atlantikküste ihren Betrieb unterbrochen, nachdem Fischer die Fabriken blockiert hatten, schreibt die Agentur Associated Press (AP). Auch die ursprünglich für diese Woche anstehende Eröffnung der Hummerfangsaison in der Northumberland Strait wurde aufgrund der Proteste zunächst auf kommenden Montag verschoben. Zwei Fabriken, darunter die South Shore Seafoods in Rosebank (PEI), haben inzwischen erklärt, keinen Hummer aus Maine mehr zu verarbeiten, im Gegenzug versprachen die Fischer ein Ende der Fabrikblockade. Auf Protest stößt die Situation bei den US-Behörden. Die US-Botschaft in Kanada hätte "Akte von Einschüchterung, Gewalt und Zwang" an die kanadische Polizei gemeldet. Die Vereinigung der Hummerfischer von Maine (MLA) bekundete grundsätzlich Sympathie für die Forderungen der Kollegen in Kanada, lehnte jedoch ausdrücklich deren Protestmethoden ab, zitiert die in Maine erscheinende Tageszeitung Morning Sentinel die stellvertretende MLA-Direktorin Patrice McCarron: "Die protestierenden Fischer sollen ihre Probleme gemeinsam mit der Regierung und den Verarbeitern lösen."
Der Fischmagazin-Newsletter: Hier kostenlos anmelden