14.09.2011
Erster MSC-Dornhai darf in Deutschland nicht gehandelt werden
Der WWF hat den Dornhai in seinem Einkaufsratgeber Fisch und Meeresfrüchte auf „rot“ geschaltet. „Auch von alternativen Bezugsquellen für Schillerlocken wie ‚Nordost-Pazifik’ raten wir ausdrücklich ab. Ohne ein anerkanntes Zertifikat für diese Fischerei kann nicht vollständig sichergestellt werden, dass auf dem Markt befindliche Produkte garantiert aus einem bestimmten Fanggebiet oder Fischerei stammen“, betonte die Umweltorganisation bislang. Dieses Zertifikat liegt jetzt vor: Gestern erhielt die kanadische Dornhai-Fischerei der Provinz Britisch-Kolumbien als weltweit erste Fischerei auf diese Haiart das Zertifikat des Marine Stewardship Councils (MSC) für nachhaltigen Fischfang. Jährlich etwa 3.000 Tonnen des Gefleckten Dornhais (lat. Squalus suckleyi) aus dem Nordostpazifik dürfen jetzt das blau-weiße Label des MSC tragen. Die Fischerei wird von der kanadischen Managementbehörde ‚Department of Fisheries and Oceans Canada’ (DFO) nach dem Vorsorgeprinzip geführt. Und selbst die festgelegte Fangquote wurde von den Fischern in den letzten Jahrzehnten nie komplett ausgefischt.
Die zertifizierte Fischerei wird mit Bodenlangleinen betrieben, die sehr selektiv fischen: mehr als 90 Prozent der Fänge bestehen aus Dornhaien. Die Zahl unbeabsichtigt gefangener Tiere anderer Arten ist sehr niedrig und ihre Überlebensraten beim Zurücksetzen ins Wasser sind hoch. Die Fänge der Fischer werden von Kameras an Bord sämtlicher Schiffe aufgezeichnet, zusätzlich handschriftlich von den Schiffsführern dokumentiert und zur weiteren Absicherung durch unabhängige Prüfer kontrolliert. Um die Fischerei jedoch weiter zu verbessern, müssen in den kommenden fünf Jahren - der Gültigkeitsdauer des MSC-Zertifikats - noch Verbesserungen vorgenommen werden. So muss die Fischerei eine wissenschaftliche, modellbasierte Bestandsbewertung entwickeln und umsetzen, um bestehende Unsicherheiten bei den Bestandsgrößen zu reduzieren. Außerdem muss sie Maßnahmen zum Schutz des bedrohten Sechskiemerhais einführen, der in geringen Mengen unbeabsichtigt gefangen, jedoch lebend wieder freigelassen wird. Darüber hinaus sind wissenschaftliche Arbeiten, die die Informationsbasis der Managementbehörde weiter verbessern, ebenfalls verpflichtend.
In Deutschland sind besonders die geräucherten Bauchlappen des Dornhais als Schillerlocken beliebt und in Gelee mariniert kommt das Fleisch als Seeaal in den Handel. Der Verbrauch belief sich hierzulande zuletzt auf 330 Tonnen (2010; 2009: 341 Tonnen), der Marktanteil liegt damit unter 0,1 Prozent. Allerdings darf auf dem hiesigen Markt momentan nur der gewöhnliche Dornhai (lat. Squalus acanthias) gehandelt werden. Beide Arten unterscheiden sich morphologisch und molekularbiologisch, heißt es in einem Datenblatt des Johann Heinrich von Thünen-Instituts (vTI). Noch habe der Squalus suckleyi keinen Eingang in die Liste der offiziellen Handelsnamen zugelassener Fisch- und Seafoodarten gefunden, bestätigte Ralph Neidigk, Sachbearbeiter beim zuständigen Referat 524 der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), auf Nachfrage. Auf Antrag sei dies jedoch bei Erfüllung der entsprechenden Anforderungen nach einigen Wochen Bearbeitungszeit möglich.
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