F.L. Bodes - Ehrenpreis Lebenswerk 2010
Seafood Star Ehrenpreis Lebenswerk für Peter Koch-Bodes
"Das Feuer des Enthusiasmus in den Augen"
Erstmals vergibt FischMagazin im Rahmen des Seafood Star den Ehrenpreis für ein Lebenswerk. Preisträger ist Peter Koch-Bodes, der national und international als Verfechter der Belange des deutschen Fischhandels bekannt ist und weiten Teilen der Fischwirtschaft als "die" Autorität in der Branche gilt.
"Einsatzbereitschaft", "Tatkraft", "Kompetenz". Diese drei Begriffe sind es, die immer wieder genannt werden, wenn man Freunde und Mitstreiter von Peter Koch-Bodes bittet, ihn zu beschreiben. Zweifellos hat er in den letzten Jahrzehnten wie kein zweiter die deutsche Fischwirtschaft beeinflusst, ohne ihn kann man sich unsere Branche kaum vorstellen. Er hat nie "nein" gesagt, wenn er gebraucht wurde. Dabei ist er immer er selbst geblieben, absolut zuverlässig, bodenständig und mit einem wunderbaren Humor ausgestattet. Ein Blick auf die lange Liste seiner Ämter und Funktionen, die er zum Teil schon seit Jahrzehnten ausfüllt, vermittelt einen Eindruck seines vielfältigen Engagements rund um den Fisch. Peter Koch-Bodes ist:
- seit 1973 Vorsitzender des Bremer Fischfachhandels,
- seit 22 Jahren Vorsitzender des Bundesverbandes des deutschen Fischfachhandels,
- seit 1988 Altmeister des Fischereiamts in Bremen, das für Fischerei und Angeln im Land verantworlich ist,
- Gründer der Tour de Matjes, die er seit 27 Jahren organisiert und auf dem Bremer Domplatz eröffnet,
- Initiator der Marke "Fishers Premium", mit der sich der Fachhandel gegenüber dem LEH profiliert,
- Initiator des Ausbildungszentrums der Fischwirtschaft, das in den 1990er Jahren für einige Zeit in Bremerhaven Fachverkäufer ausbildete,
- Vorsitzender des PR-Ausschusses vom Fisch-Informationszentrum,tätig,
- nicht zuletzt Initiator der Fischmesse Bremen, die in diesem Jahr zum 12. Mal stattfindet.
Der Organisator: Vor 27 Jahren hat Peter Koch-Bodes die Idee zur Tour de Matjes verwirklicht, die heute in einzigartiger Weise in Deutschland den Primeur-Gedanken umsetzt.
Diese Aufzählung wird mit einiger Sicherheit nicht vollständig sein, zeigt aber auch so, dass Peter Koch-Bodes wo immer nötig seine Stimme für den Fisch erhebt. In besonderer Erinnerung bleibt dabei sein Einsatz zur Bewältigung der Nematodenkrise vor mehr als 20 Jahren. Damals hat er sich über die Maßen dafür eingesetzt, dass sich die Fischwirtschaft von diesem Tiefschlag erholen konnte. Als die Branche 1987/88 aufgrund der unappetitlichen Berichterstattung in der Fernsehsendung "Monitor" am Boden lag, initiierte Koch-Bodes die erste Fish international in Bremen, um diesen Wirtschaftszweig zu stärken und ihm neue Perspektiven zu schaffen. Er übernahm mutig Verantwortung, nicht als Messefachmann, sondern als Fischhändler, der Großes bewegen wollte. Ohne seinen unermüdlichen Einsatz wäre die Fischmesse nie aus den Startlöchern gekommen und hätte sich nicht zu dem entwickelt, was sie heute darstellt – eine international etablierte Fachmesse, die alle zwei Jahre Hunderte von Ausstellern und Tausende von Besuchern nach Bremen zieht. Vor einigen Jahren zog er sich aus der Messeorganisation zurück und übergab die Veranstaltung an die Messe Bremen, die sie erfolgreich weiter entwickelt.
Neben der Fachmesse in Bremen wurden von seiner 1991 gegründeten Messegesellschaft Hansa auch Fischerei-Konferenzen organisiert, unter anderem in Kapstadt, Shanghai, Dublin und Agadir, an denen Peter Koch-Bodes immer maßgeblich beteiligt war. Er verfügt über ein unglaublich breites und fundiertes Fachwissen, was Fischarten, Zubereitungen und Klassifizierungen betrifft. Es gibt, und da sind sich alle in der Szene einig, kaum jemanden in Deutschland, der sich so gut und umfassend mit Fischen auskennt.
"Fischesser lieben besser"
Dabei ist der Bremer ein geborener Fisch-Conférencier. Es ist ihm nichts zu viel, um das Produkt Fisch beim Verbraucher bekannt zu machen und in seiner Vielfalt zu präsentieren. Er unterstützt die Branche mit Rat und Tat, aber auch teilweise mit Rohwaren für ein Fischbett und ähnliche zusätzliche Aufwendungen. So ist er beispielsweise schon seit vielen Jahren auf der Grünen Woche in Berlin auf dem Stand des Fisch-lnformationszentrums dabei. Ob heimische Fische oder Exoten, Kalt- oder Warmwasserfische, Seafood aus Wildfang oder Aquakultur, Peter Koch-Bodes kennt jede Herkunft, jede Eigenart, jeden Fangplatz, er kennt die Namen in mehreren Sprachen und nennt die beste Zubereitung. Er ist authentisch und ehrlich, wenn er über Fisch erzählt. Er ist ein Qualitätsfanatiker und sein Herz schlägt für den Frischfisch. Eine seiner Lieblingsbotschaften ist: "Fischesser lieben besser."
Ein Machtmensch im positiven Sinne
"Unabhängig", "streitbar", "fair" – Auch das sind drei Stichworte, mit denen langjährige Wegbegleiter und Geschäftspartner Peter Koch-Bodes immer wieder charakterisieren. Er ist bei allen Verbands- und Ehrenamtsfunktionen zu Sitzungen und Veranstaltungen an erster Stelle dabei. Dabei setzt er sich bis zum Äußersten für die Rechte der Fachhändler ein, scheut sich nicht dabei gerne auch eine "kantige" Stellung einzunehmen, auch gegen die Strömungen der "Großen". Er lässt kein brennendes Problem ungenannt, ist bereit anzuecken und mit jedem in den Ring zu klettern. Sachlichen Argumenten gegenüber ist er aufgeschlossen, große Namen beeindrucken ihn hingegen nicht. Peter Koch-Bodes geht es um die Sache, um den Fisch.
Er geht Ärger nicht aus dem Weg, beherrscht aber genau so gut die diplomatische Schiene. "Er hört in Diskussionen und Gesprächen aufmerksam zu, um dann mit geschickten und fundierten Beiträgen die Richtung eines Fachgesprächs so zu dirigieren, dass er letztendlich seine Anliegen und Vorstellungen den Gesprächsteilnehmern kundtut und diese sich seinen Inhalten oft anschließen", wird er beschrieben. Peter Koch-Bodes ist mit außergewöhnlichen Führungsqualitäten ausgestattet. Er ist ein Machtmensch im positiven Sinne. Er weiß diese Macht zum Vorteil der Fischhändler einzusetzen und erreicht so viele seiner Ziele. Auf diese Art und Weise und mit seinem beeindruckenden Fachwissen hat er für seinen Verband und für die gesamte Branche der Frische-Enthusiasten auf allen Ebenen (Länder, Bund und EU sowie in den Dachverbänden) unendlich viel erreicht. Ob dies nun in der Abwehr zahlreicher völlig überzogener Gesetzesvorlagen der EU oder in der Imagepflege über FIZ-PR Ausschuss oder in Gesprächen mit verantwortlichen Veterinären war, überall konnte er Erfolge für den Fischhandel verbuchen.
"Ein freundlicher Pionier der Fisch-Globalisierung"
Der Visionär: „Der Verbraucher wird in Zukunft seinen Normalbedarf an Fisch bis zum Fischstäbchen weiter im Supermarkt decken. Damit werden wir leben müssen, sollten uns aber darauf einrichten. Im Fischfachgeschäft sollte der Kunde das Besondere an Qualität, Beratung und Leistung finden.“ (Aus einem Interview mit FischMagazin im Mai 1988)
"Neugierig", "mutig", "innovativ". Diese drei Begriffe begegnen einem in Bezug auf seinen Geschäftssinn. So denkt er nicht in erster Linie an das wirtschaftliche Ergebnis, obwohl er ein guter Kaufmann ist. Er ist so manches Risiko eingegangen, auch wenn das ein oder andere mal eigene geschäftliche Verluste in Kauf genommen werden mussten. Er wird als innovativ gelobt, traut sich an Dinge heran, denen andere keine Chance geben. Er ist ein Mann der ersten Stunde, Motor beim Umsetzen neuer Ideen und immer bereit jede Neuerung auch selbst auszuprobieren. In den 70er Jahren zum Beispiel baute er in Grönland eine der ersten Fischfabriken auf. Er reist gerne auf der Suche nach Fisch, besuchte Marokko, Brasilien, Indien, Russland und viele andere Länder mehr, wobei sein Herz besonders an Vietnam hängt. Dort wird er respektvoll nur mit "Mr. Fish" angesprochen. Heute importiert er von dort den hochwertigen Bruder des Pangasius, den asiatischen Rotflossenwels, auch als Hemibargus bekannt. Er war einer der ersten, die Fische aus Hawaii und anderen exotischen Fangplätzen importierten. "Er ist ein Pionier der Fisch-Globalisierung, und er ist ihr freundliches Gesicht", beschreiben ihn Geschäftspartner. Sich selbst hat er mal als "Wanderer zwischen den Fischanbieter-Welten" charakterisiert.
Einer der wohl intensivsten geschäftlichen Auslandskontakte verbindet ihn mit Holland. Matjes und die gute Zusammenarbeit mit den Produzenten in unserem Nachbarland spielen eine große Rolle in seinem Leben. Vor 27 Jahren hat er die Idee zur Tour de Matjes verwirklicht, die heute in einzigartiger Weise in Deutschland den Primeur-Gedanken umsetzt. "Ohne ihn", so schreibt ein Mitstreiter aus dem Bund des Matjesordens, "wäre der Höhenflug dieses wunderbaren Produktes in Zusammenarbeit mit unseren holländischen Freunden nie zu so einem bundesweiten Erfolg gekommen. Wer ihn einmal in Bremen bei der Eröffnung der Matjes-Saison erlebt hat, weiß was es bedeutet, dass ein Fischhändler das Feuer des Enthusiasmus in den Augen haben muss, wenn er seinen Kunden die Ware anpreist."
Ehrenpreis Lebenswerk des Jahres 2010